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Birkenfeld
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 [1] [2] [3] [4] Wo es war (Landesmuseum Birkenfeld) Ortsbestimmungen zu fünf Objekten im Landesmuseum Birkenfeld
(mit Claudia Reiche)
Die Herkunft von Objekten, die in Museen präsentiert werden, interessiert heute meist in der Provenienzforschung und widmet sich der Geschichte von Kunstwerken und Kulturgütern mit Blick auf rechtmäßige oder unrechtmäßige Besitzverhältnisse und Verfügungsrechte über diese, einschließlich ihrer Bezeichnungen. Üblich ist auch, dass eine Frage nach der Herkunft auf die Echtheit eines Werks abzielt, auf die Glaubwürdigkeit mitgeteilter Umstände der Herstellung oder Inbesitznahmen, die als entscheidend für die Bestimmung seines Werts in Tauschverhältnissen gilt. Die Arbeit "wo es war" stellt die Frage nach der Herkunft anders. Sie fragt nach dem Ort, an dem ein musealisiertes Objekt aus seinem Kontext "entnommen" wurde. Was fehlt an diesem Ort, was bleibt an ihm zurück? Es geht darum, diesen Ort als eigenständigen zu suchen und in seinen konkreten wie strukturellen Seiten zu erforschen: Dazu bedarf es anderer Verfahren als nur der Ablesung von geographischen Koordinaten entsprechend den Angaben von Navigationsdiensten, die auf satellitengestützte Konzepte militärischer Aufklärung zurückgreifen. Denn Bewegungen von Ort zu Ort, die nicht nur geologische und biologische Prozesse, auch insbesondere Herstellung, Tausch und Gebrauch von Artefakten auszeichnen, lassen die Bestimmung eines jeweils endgültigen Herkunftsortes zu einer vielschichtigen Aufgabe anwachsen. So präzise es auch gelingen könnte, die Längen- und Breitenangaben eines archäologischen Fundstücks auf der Erde zu bezeichnen, so unerreichbar bliebe dabei doch stets sein Herkunftsort in der Zeit. Eine ursprüngliche Unverfügbarkeit, wie die umumkehrbarer Lebensabläufe, auch die jeder "einmalige[n] Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag", kennzeichnet die gesuchten Orte.1 Die für dieses Projekt gewählten Schauobjekte treten in ihrer konkreten Erscheinung vor dieser Fragestellung in den Hintergrund. Sie bieten die Ausgangspunkte für eine Suche, die ihre unbekannten Zielpunkte anhand der verfügbaren Informationen zu finden versucht und sich auf den Weg zum vielfach trügerischen Gespinst von Nähe und Ferne, An- und Abwesenheit macht. Wegmarken bilden die jeweils zugehörige Bezeichnung in der Ausstellung, Archive und Fachliteratur, ebenso Befragung von beteiligten Personen bei Auffindung und Besitzübergang eines Objekts an das Museum. Der jeweils gesuchte physische Ort wird entlang der Suchbewegung dokumentiert. Dabei gilt es, allen Eindrücken während dieser Suche nach dem Ort einer historischen Fund- und Fehlstelle – in ihrer konkreten heutigen Erscheinung – gleichermaßen Bedeutung zuzumessen und ihnen möglichst gleiche Aufmerksamkeit zu widmen. Eine psychoanalytische Technik, die der "gleichschwebenden Aufmerksamkeit" 2kommt dabei zur Anwendung, hin zu einer möglichst nicht wertenden Wahrnehmung des suchend angestrebten, vielleicht vielfach unerkannten, doch stets gefundenen Ortes. Seine Darstellbarkeit, Heimat des gesuchten Objekts, wird erprobt. Aufgesucht werden in der rheinland-pfälzischen Stadt Birkenfeld (a. d. Nahe) und der Umgebung die Orte von 5 Exponaten des dortigen Landesmuseums des Verein für Heimatkunde im Landkreis
Birkenfeld.3
1 Walter Benjamin, 'Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit', 1936, 1 siehe auch in leicht gewandelter erster Form: "Was ist eigentlich Aura? Ein sonderbares Gespinst von Raum und Zeit: einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag.", derselbe, in: 'Kleine Geschichte der Photographie', 1931.
2 Sigmund Freud, 'Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung', 1912.
3 Das Museumsgebäude wurde 1910 im Stil eines römischen Landhauses erbaut und ist bis heute 3 vom 1843 gegründeten Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld ehrenamtlich betrieben.
Homepage des Landesmuseums Birkenfeld, Verein für Heimatkunde, https:// www.landesmuseum-birkenfeld.de/landesmuseum/verein-fur-heimatkunde/, aufgerufen 30.03.2021.
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